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Jervis Stoot

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1Jervis Stoot Empty Jervis Stoot Mo Apr 06, 2015 4:47 pm

Fabian Stolz

Fabian Stolz

Jervis Stoot
Als Jervis Stoot, seine Absicht bekundete, sein heim auf einer bis dahin namenlosen Gezeiteninsel nördlich des alten Leuchtturms zu errichten, fürchteten viele, er würde sich beim erklimmen der Inselklippe das Genick brechen. Jervis hatte sich bereits einen gewissen Ruf als Exzentriker erworben, als er auf seinen einsamen Kreuzzug aufbrach, in jedes Haus der Stadt das Bild eines Vogels zu schnitzen. Stoot schnitzte niemals etwas, ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben, doch war er ein derart begabter Holzschnitzer, dass man die Gelegenheit am Schopfe packte, wenn Stoot sich ein Gebäude als Standort seiner nächsten Arbeit auswählte. "Mit einen Stoot verziert" wurde schon bald etwas, womit man angeben konnte, und irgendwann weitete Jervis sein Können auf Schiffe und Kutschen aus. Wer ihn um ein Kunstwerk bat oder ihn für eines bezahlen wollte, wurde zurück gewiesen. Stoot sagte zu ihnen: "Es gibt keine Vögel im Wald, die ich freilassen will." Sprach"s und ging seines Weges. Häufig wanderte er tagelang durch die Straßen, bevor er einen Vogel auf einem Zaunpfahl, einen Türsturz, einem Turmdach oder einem Türrahmen entdeckte, für den er dann die Erlaubnis einhohlte, ihn mithilfe seiner zuverlässigen Handbeile und Schnitzmesser "freizulassen".
Stoots Erklärung dafür, warum er auf Die Insel ziehen sollte, erschien harmlos. Sie war ein Zufluchtsort für die Einheimischen Vogelarten und seine Behauptung " Bei den Vögelchen sein zu wollen" schien Sinn zu machen. Sie machte sogar so viel Sinn, dass die Schreinerzunft (mit deren Mitglieder sich Stoot über die Jahre einen freundschaftlichen Wettbewerb geliefert hatte) sich bereit erklärte, unentgeltlich eine Treppe an der Klippe an der Südseite zu bauen, damit Stoot ohne Gefahr für Leib und Leben sein neues Heim betreten und wieder verlassen könnte. Stoot lebte fünfzehn Jahre lang auf der Insel. Seine Ausflüge in die Stadt wurden immer unregelmäßiger, so dass es schon ein kleines Ereignis für sich war, wenn er ein Gebäude als Träger für einen neuen Stoot auswählte.

Der Hackebeilmörder
Den Sandspitzern waren Verbrechen  nicht fremd, ebenso wenig Morde. Ein oder zwei im Jahr brach die Leidenschaft durch, Einbrüche gingen schief, Eifersüchteleien wurden unerträglich oder der letzte Schluck war einer zu viel und am Ende starb jemand. Doch als sich gegen Ende des Jahres 4702 AK die Leichen allmählich stapelten, wussten die Städter zunächst nicht, wie sie reagieren sollten. Der damalige Vogt von Sandspitze war ein sachlicher Mann namens Casp Avertin, Offizier der Stadtwache von Magnimar im Ruhestand. Aber Selbst er war schlecht auf den Mörder vorbereitet, der als Hackebeilmörder bekannt werden würde. Im Verlauf eines langen Monats schien jeden Tag ein neues opfer aufzutauchen. Jede Leiche wurde im gleichen grauenhaften Zustand aufgefunden: Tiefe Schnitte klafften in Hals und Oberkörper, Hände und Füße waren abgetrennt und neben die Leiche gelegt worden, und die Augen und die Zunge, die brutal aus dem Schädel gerissen worden waren, fehlen gänzlich.
Innerhalb dieses einen grausigen Monats tötete der Hackebeilmörder fünfundzwanzig Opfer. Sein verblüffendes talent, Fallen rasch auszuweichen und einer Verfolgung zu entgehen machte die Stadtwache und besondern Vogt Avertin zu schaffen, der sich allmählich dem Suff ergab. Jedenfalls wurde Avertin selbst zum letzten Opfer des hackebeilmörders, als er den Mörder in einer schmalen Gasse (die inzwischen Hackebeilgasse genannt wird) stellte, der grade dabei war, sein jüngstes Opfer zu verstümmeln. In dem anschließenden Kampf verpasste Avertin dem Mörder einem empfindlichen Schlag. Als belor Schierling, damals lediglich ein Wachmann, einige Minuten später beide Leichen entdeckte (die Avertins und des vorletzten Opfers), trommelte er die Wächter zusammen, und sie folgten der Blutspur, die der Mörder hinterlassen hatte.
Die Spur führte gradewegs zu den Stufen des Stootfelsens.
Die Stadtwächter wollten zunächst nicht glauben, was daraus folgte, und fürchteten, der arme Jervis Stoot würde zum sechsundzwanzigsten Opfer des Hackebeilmörders werden. Doch was die Wächter in dem bescheidenden Haus auf der Insel und in dem großen Gewirr aus Räumen vorfand, das in das Fundament geschlagen worden war, räumte jeglichen Zweifel aus. Jervis Stoot und der Hackebeilmörder waren ein und die selbe Person, und man fand genug Beweise um das zu beweisen, doch keiner der Wachen sprach je über diesen Vorfall. Sie brachten den Eingang in die unteren Kammern zum Einsturz, brannten Stoots Haus nieder, rissen die Treppe ein und Stoots Leiche wurde am Strand auf einem Scheiterhaufen verbrannt, seine Asche wurde gesegnet und dann verstreut, um seiner unheiligen Rückkehr als böser Geist vorzubeugen.

Es wurde nie geklärt warum Stoot zum Hackebeilmörder wurde, aber viele Dorfbewohner vermuten, dass es mit den Alpträumen zusammenhängt, welche viele plagen und nur kurz vor dem Hackebeilmördervorfällen auftraten.

Und in den folgenden tagen wurden alle "Mit einen Stoot verziert"en Häuser zu normalen Häusern mit Axtkerben oder Willkommensschildern, um die schmerzliche erinnerung an den Wolf im Schafspelz zu tilgen.

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